Ein Thema, was sehr interessant & umfangeich ist. Jetzt geht es um die Frage: „Ist weniger mehr? Was ist gesund?“.
Seit langem hört man ständig die Empfehlung, möglichst wenig Salz zu essen, um schweren Erkrankungen vorzubeugen. Ich bekam z.B. früher gesagt, dass ich erblinden könnte.
Generell heißt es, dass salziges Essen den Blutdruck in die Höhe treibt; hoher Blutdruck macht aber erwiesenermaßen krank und verkürzt das Leben. Doch davon ist nur die Hälfte wahr.
Die Schädlichkeit von Salz ist keineswegs eindeutig erwiesen, und seine Auswirkungen auf den Blutdruck sind minimal, ergaben neue Studien. Und damit nicht genug: Streng salzarme Diäten können sogar die Gesundheit gefährden und die Sterblichkeit erhöhen.
Nach einer aktuellen Bewertung des Max-Rubner-Instituts (MRI), des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) liegt die tägliche Salzaufnahme der deutschen Bevölkerung bei durchschnittlich 9 Gramm bei Männern und 6,5 Gramm bei Frauen.
Das sei zu viel, sagen die drei Gesundheitsbehörden: Die Salzaufnahme sollte der Gesundheit zuliebe auf 3,5 bis maximal 6 Gramm pro Tag reduziert werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gab sich 2003 sogar überzeugt, dass drei Gramm Salz weniger am Tag die Zahl der Schlaganfälle um 22% und die Zahl der Herztodesfälle um 16% senken könnte.
~ Zweifel an der These wachsen
Die Zweifel an dieser kühnen These sind in den letzten Jahren unter den Fachleuten allerdings stark gewachsen. Bereits im Jahr 2009 hat das zur Unabhängigkeit verpflichtete „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWiG) in Köln die Daten von sieben als methodisch hochwertig beurteilten Übersichtsarbeiten ausgewertet, in denen jeweils zwischen 520 und 3.391 Teilnehmer aus insgesamt 62 randomisierten und kontrollierten Studien zusammengefasst waren.
Das Ergebnis: Die Einschränkung des Salzverzehrs senkt zwar tatsächlich den Blutdruck in unterschiedlichem Ausmaß. Aber: „Ein Nutzen oder ein Schaden einer kochsalzreduzierten Diät bei Patienten mit Bluthochdruck ist auf Basis randomisierter kontrollierter Studien bislang nicht belegt“.
Einen weiteren Rückschlag erlitt die Salzhypothese durch eine besonders umfangreiche Metaanalyse von dänischen Cochrane-Experten. Die 1993 gegründete „Cochrane Collaboration“ ist eine weltweit tätige, gemeinnützige Organisation von Wissenschaftlern und Ärzten mit dem Ziel, systematische Übersichtsarbeiten zur Bewertung von medizinischen Therapien zu erstellen. Sie arbeitet nach strengen Regeln der evidenzbasierten Medizin.
Für diese Organisation hat Internist und Rheumatologe Dr. Niels Albert Graudal und seine Expertengruppe an den Universitätskrankenhäusern in Kopenhagen und Bispebjerg die Ergebnisse aus 167 wissenschaftlichen Studien mit insgesamt 2.747 Teilnehmern zum Zusammenhang von Salz und Blutdruck zusammengetragen und bewertet.
Die Experten kamen zum Ergebnis: – nur minimale Senkung des Blutdrucks bei salzarmer Kost (Durchschnitt nur um 1,27 mmHg) – unter der salzarmen Ernährung steigen die Stresshormone Renin, Aldosteron, Adrenalin und Noradrenalin statistisch signifikant an.
Die vorerst letzte Schlappe erlitt die langjährige Lehrmeinung durch die Metaanalyse von sechs großen Studien, die 2012 im Fachblatt „Heart“ publiziert wurde. Die 2.747 Teilnehmer der Studien litten an Herzversagen und nahmen entweder normale oder stark eingeschränkte tägliche Salzmengen zu sich. Untersucht wurde ihre Gesamtsterblichkeit, das Auftreten eines plötzlichen Herztodes und die Einweisung in eine Klinik mit der Diagnose Herzversagen.
Vom Ergebnis waren selbst die Experten verblüfft. Fazit: Die Gruppe der salzarm Ernährten wies nahezu ausnahmslos eine höhere Gefährdung auf als die Herzpatienten mit Normalkost. Die Gesamtsterblichkeit lag in der sich salzarm ernährenden Gruppe um 95 Prozent höher als bei Herzpatienten mit Normalkost. Das Risiko des plötzlichen Herztodes war unter Salzreduktion um 72% und das eines Todes durch Herzversagen um 123% erhöht. Patienten mit reduziertem Salzkonsum mussten 110& häufiger in ein Krankenhaus eingewiesen werden als normal salzende Personen.
Der neu entbrannte Streit um Schaden oder Nutzen von zu viel Salz im Essen erinnert an den Kampf zwischen Butter & Margarine.
~ Größter Anteil Salz aus Fertigprodukten
Der größte Anteil der täglich konsumierten Salzmenge stammt nämlich gar nicht aus dem Salzstreuer, sondern aus Fertigprodukten der Lebensmittelindustrie, besonders aus Konserven, aber auch aus Brot, Gebäck, Wurstwaren und Käse. Doch auch wer zu viel Salz isst, schadet sich damit definitiv. Die Frage “Ist Salz gesund?” suggeriert eine einfache Antwort in Form von Ja oder Nein. So simpel ist es nicht. Wie so oft in der Ernährung ist ein gesundes Maß von Nöten.
~ Salz und Blutdruck
Wie erwähnt, bewirkt eine Reduktion des Salzkonsums einen minimalen niedrigeren Blutdruck. Wenn man seinen Blutdruck reduzieren möchten, ist die Reduktion des Zuckerkonsums weitaus hilfreicher. Haushaltszucker enthält 50% Fruktose und dieser Stoff sorgt auf mehreren Wegen zu einer Erhöhung des Blutdrucks. Auch psychologischer und sozialer Stress kann starke Auswirkungen auf den Blutdruck haben. Es ist daher durchaus hilfreich, seinen generellen Lebenswandel & Umgang mit dem Alltag zu überdenken, wenn man vorhat, seinen Blutdruck zu senken.
~ Salz ist gesund und lecker
Zumindest in Maßen. Der Hauptgrund für die Verwendung des Salzstreuers (die übrigens den geringsten Anteil des Salzkonsums ausmacht) ist der Geschmack: Salz hat die wunderbare Eigenschaft, Aromen zu intensivieren und für unsere Geschmacksknospen zu optimieren. Dabei geht es selten um den isolierten Salzgeschmack als vielmehr um die Fokussierung des Geschmackserlebnisses auf bestimmte Bereiche. Diese Anwendung des Salzes geschieht in Maßen. Zu viel Salz schmeckt kaum jemandem. Durchaus richtig ist, dass man sich schnell an viel Salz gewöhnen kann und der Geschmack dafür scheinbar abstumpft. An dieser Stelle ist es ratsam, seine Salzgewohnheiten zu überdenken & zu prüfen, und das richtige, gesunde Salz zu verwenden.
Mehr dazu wird in den nächsten Tagen erscheinen!